"Wir sind etwas überrascht, aber wir haben das der CDU zugetraut, denn Mut zu wichtigen Entscheidungen hat sie in den letzten Jahren nicht bewiesen". Mit diesen ersten Worten kommentiert die SPD-Fraktion im Rat der Stadt Bonn den Beschluss der CDU, dem Bürgerbegehren gegen die Bebauung am Bahnhof beizutreten und damit dem Projekt den Todesstoß zu versetzen. Damit werde im Übrigen die Befürchtung der SPD bestätigt, dass das Bürgerbegehren einer Proklamation des Stillstandes gleichkomme. "Denn genau das ist nun eingetreten. Wer glaubt denn wirklich, dass sich CDU, Bürgerbund, Grüne und Frau Dr. Sonntag und ihre Freunde auf gemeinsame Eckpunkte zur Neugestaltung des Bahnhofsbereiches verständigen können? Eine Mehrheit für eine Ablehnung ist ja noch keine Mehrheit für einen Alternativentwurf. Die CDU übernimmt damit die entscheidende Verantwortung für die verpasste Chance auf einen realisierbaren Beitrag zur Stadtreparatur. Nun wird alles so bleiben wie es ist – und genau das sollte nach dem Willen einer ursprünglich breiten Mehrheit im Rat, einschließlich Grüne und CDU, nicht so sein."
Für die SPD bestätigt sich im Nachhinein, dass die CDU mit Ihrem Parteitagsbeschluss dem Projekt keine Chance mehr geben wollte. "Der Bezug auf den Parteitagsbeschluss der CDU ist doch arg gekünstelt. Der Projektentwickler hätte wahrscheinlich jedes Wort des Beschlusses 1:1 umsetzen können und doch keine Zustimmung der CDU erhalten. Was zur Zustimmung fehlte, waren nicht Vorschläge des Investors, sondern der Mut der CDU. Das ist das Problem. Die CDU bleibt auch nach der Wahl ein Zukunftsrisiko für unsere Stadt."
Mit dem Scheitern des Bahnhofsprojektes wächst bei der SPD die Sorge um die Entwicklung der City. "Das Bahnhofsprojekt sollte ja auch einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der Innenstadt leisten. Während die CDU mehr und mehr Einzelhandel auf der Grünen Wiese unterbringen will, wollten wir zusätzlichen Einzelhandel in der Innenstadt ansiedeln. Das wird jetzt erschwert. Für die City müssen wir jetzt dringend etwas tun. Wir werden das im Rahmen einer City-Konferenz anstoßen."
Eine Bemerkung kann sich die SPD nicht verkneifen: "Im Grunde bleibt sich die CDU mit ihrer Entscheidung noch in einer anderen Hinsicht treu – sie hat vor über 25 Jahren das Bonner Loch verbockt und sorgt nun dafür, dass es so bleibt. Das nennt man dann wohl ‚Überzeugungstäter’".