Das Stadthausgespräch der SPD-Fraktion am 6. März 2007, das auf eine große Resonanz stieß, beschäftigte sich mit dem Thema „Mittendrin in Bonn – Was macht eine lebendige Innenstadt aus“. Kompetente VertreterInnen der Innenstadt von Handel, Kultur, Kirche und Stadtverwaltung vertraten ihre Ansichten zu einer lebendigen Innenstadt.
Es diskutierten die Leiterin der Bonner Stadtbibliothek, Marianne Brauckmann, Stadtdechant Wilfried Schumacher, Rüdiger van Dorp, Vorsitzender des Bonner Einzelhandelsverbandes und Michael Isselmann, Leiter des Planungsamtes der Stadt Bonn. Die Moderation lag beim wirtschaftspolitischen Sprecher der SPD-Fraktion, Martin Schilling.
„Zur Innenstadt gibt es eine Vielzahl von Betrachtungsweisen, weil dort viele verschiedene Interessen aufeinander treffen und sich dementsprechend auch vielfältige Ansprüche ergeben“, so Martin Schilling. Er stellte fest, dass die Bonner Innenstadt nicht nur ein angenehmer Ort ist, um sich zu treffen, Veranstaltungen zu besuchen oder shoppen zu gehen, sondern auch ein großer Arbeitgeber. Schilling: “Die Politik muss Voraussetzungen dafür schaffen, dass den verschiedenen Ansprüchen Rechnung getragen werden kann und sie muss Antworten auf offene oder strittige Fragen finden. Deshalb ist es wichtig, eine solche Diskussion zu führen“.
Für Michael Isselmann, Leiter des Planungsamtes der Stadt Bonn, ist die Bonner Innenstadt der tragende Struktur- und Identifikationspunkt. Bewohner und Besucher haben den Anspruch, dass sie gut erreichbar, unverwechselbar, aber auch flexibel und vielfältig ist. Um dies alles bieten zu können, braucht es öffentliches wie privates Engagement und möglichst eine gemeinsame Konzeptentwicklung.
„Ich finde die Bonner Innenstadt eigentlich ganz gut“, so Rüdiger van Dorp, Vorsitzender des Bonner Einzelhandelsverbandes. „Im Gegensatz zu vielen anderen Großstädten gibt es in Bonn noch Einzelhändler und nicht nur Filialisten“. Für ihn sind die Anstrengungen der Stadt mit den baulichen Verbesserungen in der Friedrichstraße, Bottlerplatz und Acherstraße sehr positiv. Aber er wünschte sich, dass die Innenstadt wieder „bewohnter“ werde. Van Dorp: „Es muss wieder mehr Wohnungen in der Innenstadt geben“.
Marianne Brauckmann stellte fest: „Zu einer lebendigen Innenstadt gehört auch die Stadtbibliothek. Sie ist in der Innenstadt ein Ort der Kommunikation, das zeigt die hohe Besucherfrequenz“. Leider sei sie flächenmäßig noch zu klein, um den Bedürfnissen und Ansprüchen aller – Kinder, Jugendlicher und Erwachsener – gerecht zu werden. Aber das werde sich ändern. Viele der Besucher bzw. Kunden der städt. Bibliothek würden ihren Bibliotheksbesuch auch mit Einkäufen oder einem Aufenthalt in der Innenstadt verbinden. Marianne Brauckmann möchte deshalb mit flexibleren Öffnungszeiten der Bibliothek, analog der Öffnungszeiten der Geschäfte, mit mehr Präsenz „Kunden“ anziehen.
„Mehr Kultur für Plätze“ forderte Stadtdechant Wilfried Schumacher und mehr Sauberkeit und Sicherheit für die Innenstadt. Dabei betonte Schumacher die gute Präsenz und Leistung der Gemeinsamen Anlaufstelle Bonner Innenstadt – City-Streife (G.A.B.I.), einer Zusammenarbeit von Stadtverwaltung und Polizei.
In der Diskussion wurden kritische Punkte für mangelnde Attraktivität der Innenstadt angesprochen, beginnend bei der Gastronomie, der Wahrnehmung von Kriminalität („der gefühlten Kriminalität“), Stellplatzablösesummen, die den Bau- bzw. Ausbau von Wohnungen behindern oder Gestaltungssatzungen der Stadt.
Die Ausweitung der Ladenöffnungszeiten oder eine Vereinheitlichung von Geschäfts-Öffnungszeiten war ein weiteres Thema der Diskussion. Der Betriebsratsvorsitzende der „Galeria Kaufhof“, Peter Zysik, wie auch Rüdiger van Dorp als Einzelhändler, bemängelten, dass sich der Öffentliche Nahverkehr nicht oder nur unzulänglich den verlängerten Öffnungszeiten der Kaufhäuser und der Arbeitszeit der Mitarbeiter angepasst habe. Die Taktzeiten in den Abendstunden entsprächen nicht den gewandelten Bedürfnissen. „Hier muss eine Lösung gefunden werden“ auch wenn es, wie Rüdiger van Dorp vermutet, „nicht zu einer Harmonisierung der Geschäftsöffnungszeiten kommen wird“.
Martin Schilling zog ein positives Resümee der Veranstaltung: „Die Bonner Innenstadt ist eine kontinuierliche Gemeinschaftsaufgabe von Handel, Stadt und Politik. Wer die Vielfalt will, muss auch versuchen die unterschiedlichsten Interessen unter einen Hut zu bringen, und vor allem neben dem gemeinsamen Interesse auch finanzielles Engagement zeigen“. Es wurde vorgeschlagen, für die Innenstadt ein Gesprächsforum zu institutionalisieren, um Anliegen zu diskutieren, bevor sie zu Problemen werden.
„Das Gespräch wird von Seiten der SPD fortgesetzt werden“, versprach Martin Schilling.