Stadthausgespräch vor Ort in der Theodor-Litt-Schule

Länger gemeinsam lernen – das ist das Angebot der Sekundarschule Bonn: Einer Schule in der erst später eine Differenzierung erfolgt und die den Kindern gleiche Chancen eröffnet.
Das war die mehrheitliche Meinung vieler Eltern, die am 27.11.2007 zu dem „Stadthausgespräch vor Ort“ in die Theodor-Litt-Schule gekommen waren.
Das Modellprojekt wurde von Gieslint Grenz, der schulpolitischen Sprecherin der SPD-Fraktion, Renate Hendricks, der Bonner SPD-Landtagsabgeordneten, Christel Memering, der Konrektorin der Theodor-Litt-Schule und Hubert Zelmanski, dem Leiter des Schulamtes der Stadt Bonn, vorgestellt.
Die Moderation hatte Ernesto Harder, jugendpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion.
„Die Sekundarschule ist die Bonner Antwort auf das Anliegen vieler Eltern ihre Kinder länger gemeinsam lernen zu lassen und nicht schon mit neun oder zehn Jahren ihren Ausbildungsweg und ihre Chancen durch eine Schulformempfehlung festzulegen und einzuengen. Letztlich stimmen die Eltern schon heute bei der Anmeldung ihrer Kinder an weiterführenden Schulen mit den Füßen ab – die Hauptschule ist ein Auslaufmodell. Angesichts der Verhinderungstaktik der Bezirksregierung und der Landesregierung bezüglich der Neugründung von Gesamtschulen im Ganztagsbetrieb musste Bonn nach einem neuen Weg suchen, der dem Elternwillen entspricht“, so Gieslint Grenz, die schulpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion in ihrem Eingangsstatement.

Eindringlich schilderte Christel Memering, Konrektorin der Theodor-Litt-Schule, die Lage der Hauptschulen. „Die Hauptschule ist eine Sackgasse. Da hilft kein Schönreden von der Bedeutung der Hauptschule. Das dreigliedrige Schulsystem entspricht nicht mehr dem Stand der bildungspolitischen Notwendigkeiten. Eltern wollen für ihre Kinder Chancengleichheit.“ Engagiert will sie die Sekundarschule angehen, die für die Jugendlichen viele Möglichkeiten bietet.

Hubert Zelmanski, Leiter des Schulamts der Stadt Bonn, stellte vor, welche Möglichkeiten die Sekundarschule mit ihrem Angebot darstellt. So sollen alle Kinder der Klasse 5 im Klassenverband bleiben um sich einen Überblick
über die beiden künftigen Schwerpunktprofilbereiche und den damit einhergehenden Differenzierungsangeboten machen. In der 6. Klasse können (neben der ohnehin für alle Kinder verbindlichen Fremdsprache Englisch) Differenzierungsangebote mit technisch/naturwissenschaftlichem Schwerpunkt und Englisch als Fremdsprache gewählt werden. Der sprachliche Schwerpunkt (Englisch und Spanisch), soll auf einen bilingualen Unterricht in spanischer Sprache, hinführen. Bis einschließlich der 8. Klasse sollen alle Kinder gemeinsam im Klassenverband unterrichtet werden, lediglich der Unterricht der sprachlichen oder naturwissenschaftlich/technischen Schwerpunktbereiche findet unabhängig von den Klassenverbänden statt. Die Schüler/innen sollen individuell gefördert, aber auch entsprechend der Begabungen individuell gefordert werden. Der Schwerpunkt der Schule soll beim sozialen Lernen liegen, bei dem die Vermittlung sog. Schlüsselkompetenzen im Vordergrund steht.
Ab der 9. Klasse wird entsprechend des angestrebten Schulabschlusses der Klassenverband zugunsten von Differenzierungskursen aufgelöst.

Die Bonner SPD-Landtagsabgeordnete Renate Hendricks berichtete, wie groß der Druck in der Bildungslandschaft NRW, nicht nur in Bonn, ist. Landauf, landab stimmen Eltern gleich ab: Weg von der Hauptschule und weg vom dreigliedrigen Schulsystem. Viele Kommunen, auch CDU-geführte, haben Anträge auf
Verbund-, Gemeinschafts-, Gesamt- oder Modellschulen beim Land gestellt, die bislang stets aus ideologischen Gründen abgelehnt wurden. Hier hat Bonn jedoch eine gute Chance auf Genehmigung. „Denn das Bonner Schulamt hat alle von der CDU/FDP geführten Landesregierung aufgestellten Kriterien für Modellprojekte abgearbeitet und erfüllt. Formal kann der Bonner Antrag nicht abgelehnt werden.“ Sie forderte auch das Engagement und die Solidarität des Bonner CDU-Landtagsabgeordneten Stahl ein, sich für die Genehmigung der Sekundarschule einzusetzen, wolle er seiner eigenen CDU-Fraktion im Stadtrat nicht in den Rücken fallen.

Die Diskussion zeigte, dass viele Eltern eine bessere Schule für ihre Kinder haben wollen. Eine Schule, die auf die unterschiedlichen Begabungen ihrer Kinder eingeht und die auch behinderte Schüler mit einbezieht.

Das Modell „Sekundarschule“ wurde vom Rat einstimmig beschlossen. Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann, hat das Projekt „Sekundarschule“ beim Land beantragt. Die Antwort des Landes NRW steht allerdings noch aus.