Über den Schatten springen

Die Diskussion über ein geplantes Factory-Outlet-Center im Innovationspark Rheinland in Grafschaft-Ringen wird auch Auswirkungen auf die weitere Entwicklung des Einzelhandels in Bonn haben. Nach den vorgelegten Untersuchungen wird zumindest in den Bereichen Bekleidung/Sportartikel und sonstiger Sortimente dies einen Kaufkraftverlust für den Bonner Einzelhandel bedeuten.

Martin Schilling, wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Bonner Rat, stellt fest: „Egal, ob man sie liebt oder verteufelt: Factory Outlet Center sind für viele Menschen ein Teil der Erlebniskultur´Shoppen’ und haben eine hohe Anziehungskraft. Sie sind auch Teil der Absatzstrategien großer Unternehmen, die gleichzeitig in den Innenstädten ansässig sind.“

Für Schilling stellt sich deshalb die Frage, mit welcher Strategie man dieser Entwicklung begegnet. „In Bonn findet eine Diskussion über die Zukunft des Einkaufens in Innenstädten nur statt, wenn es gilt, Neuansiedlungen zu verhindern. Dies war beim Metropol so, ist beim Bahnhofsvorplatz seit Jahren der Fall und gilt auch für die Diskussion über großflächigen Einzelhandel im jetzigen Stadtwerkehaus an der Beethovenhalle. Gleichzeitig stellen wir fest, dass etablierte Unternehmen zunehmend Probleme haben (Karstadt, Sinn Leffers, Wehmeyer), bei denen die Gefahr besteht, dass sie vom Markt verschwinden."

Aus Sicht von Schilling wird der Wettbewerb zwischen den Städten und auch zwischen den Unternehmen immer härter werden. Hier kann die Stadt nur Weichen stellen, wenn sie den Bau oder die Veränderung von Gebäuden entsprechend den Anforderungsprofilen des Einzelhandels ermöglicht. „Wir reden hier nicht über Verschandelung oder Wildwuchs, sondern über eine kontrollierte Entwicklung. Neben der Frage von Flächen spielen dabei die Themen: Erreichbarkeit auch mit dem Auto, gastronomisches und kulturelles Angebot/Erlebniswelten und Stadtgestaltung eine große Rolle.“ Schilling: „Bonn hat schon mit seiner Innenstadtkulisse und den historischen Bauten viel zu bieten. Da kann man mehr draus machen. Andere Städte haben dies gezeigt. Nur müssen alle an einem Strang ziehen, als nur über die eigene Nische nachzudenken. Dies passiert leider nicht ausreichend.“

Schilling fordert auch die großen Handelsketten, die in Bonn unterwegs sind, sich stärker mit Ideen einzubringen. „Obwohl mehr als 50% der Innenstadtgeschäfte von Ketten betrieben werden, findet die Diskussion über die Zukunft der Innenstädte nur im Bereich der alteingessenen Unternehmerfamilien statt. Viele sind längst nicht mehr als Einzelhändler unterwegs, sondern vermieten Ihre ehemaligen Geschäfte an eben diese Ketten.“