


Die Entscheidungen zur Weiterentwicklung des Viktoriakarrees wurden im Sommer 2012 auf Eis gelegt. Damals hatte die schwarz-grüne Koalition beschlossen, sie brauche zur Bewertung des Standortes ein Einzelhandelsgutachten für die Innenstadt. „Das Gutachten wurde vorgelegt und bewertet. Jetzt ist eine Vorlage der Verwaltung zur europäischen Ausschreibung des Projekts da und damit muss es nun endlich vorbei sein mit dem Nicht-Entscheiden“, fordert Ernesto Harder, Vorsitzender der Bonner SPD und wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Rat der Stadt Bonn, und kritisiert die zeitliche Verzögerung der Koalition daher aufs Schärfste.
„Das Einzelhandelsgutachten selbst ist ein gutes, nur hatten wir die Erkenntnis, dass die Bonner Innenstadt zusätzliches Kaufpotential birgt, bereits vorher“, so Harder. „Nichtsdestotrotz begrüßen wir, dass das Gutachten nachdrücklich belegt und uns darin bestätigt hat, dass Einzelhandel am Viktoriakarree nicht nur zu verkraften, sondern sogar zu fordern ist.“ Die Voraussetzung, dass Einfluss auf die Zusammenstellung der Läden im Viktoriakarree genommen werden kann, ist in der aktuellen Vorlage der Verwaltung enthalten. „Genauso wie auch die Punkte, die wir in die Diskussion eingebracht haben, wie zum Beispiel Unterbringung der mit der Universität abgesprochene Flä¬che von 6.500 qm für die philologische Bibliothek“, begrüßt Werner Esser, planungspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion. „Wünschenswert sind für uns angesichts des angespannten Bonner Wohnungsmarkts aber im vorgegebenen Rahmen auch Wohnnutzungen in den oberen Stockwerken. Dies werden wir in die Beratungen nochmals einbringen.“
Darüber hinaus hatte die SPD-Fraktion gefordert, dass Stadtmuseum und Gedenkstätte ohne Unterbrechung innen¬stadtnah und gemeinsam untergebracht werden. „Der Umbau der Pestalozzischule als Standort für Stadtmuseum, Gedenkstätte und Stadtarchiv als ‚Haus der Erinnerung‘ scheint ideal zu sein“, sagt Dr. Helmut Redeker, stellv. Vorsitzender und stellv. kulturpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion. Auch dieser Aspekt findet sich in der Beschlussvorlage der Verwaltung wieder.
Das Thema Viktoriakarree wird bis zur Sommerpause im Wirtschafts-, Kultur- und Planungsausschuss, in der Bezirksvertretung Bonn und schließlich im Rat am 18. Juli beraten und dort sollte dann auch endlich beschlossen werden, wenn es nach den drei Sozialdemokraten geht. Eine Entscheidung sei überfällig. Die politi¬schen Gremien dürften dieses zentrale Projekt nicht weiter aufhalten. „Wir befürchten, dass Leerstände zwischen Universität und Rathaus negative Auswirkungen auf die gesamte Innenstadt haben könnten. Dass der Ratsmehrheit die Entwicklung des Viktoriakarrees nicht besonders am Herzen liegt, sieht man aber leider auch daran, dass es in der großen Monitoring-Offensive der Koalition nicht vorkommt. Da ist insgesamt vom Masterplan Innenstadt die Rede. Das ist uns für einen derart prominenten Standort zu wenig“, so Esser.