
Nahezu unbemerkt feiert 2016 die St. Barbara Kapelle in Ippendorf ihr 150jähriges Jubiläum. Der Stadtverordnete Herbert Spoelgen, Mitglied im Unterausschuss Denkmalschutz, erinnert deshalb in einem Beitrag zur Ippendorfer Ortsgeschichte an die Geschichte des ehemaligen Gotteshauses:
„Die Ursprünge der Ippendorfer Kapelle sind nicht eindeutig zu ermitteln. Vermutlich ist sie etwa Anfang des 18. Jahrhunderts zunächst an der Einmündung der Lengsdorfer Straße in die heutige Röttgener Straße errichtet worden. Dort wurde sie im vorigen Jahrhundert nach einer zwischenzeitlichen Nutzung als Scheune abgerissen. Die älteste urkundliche Erwähnung dieser Vorläuferin der heutigen Kapelle stammt vom 8. Mai 1738. Auch eine kleine Glocke hatte diese Kapelle schon. Ihre Inschrift lautete: „1792 St. Barbara in Ippendorf geweiht“.
Das ältere linke Seitenschiff der heutigen Kapelle wurde im Jahre 1807 erbaut. Die Kirchenkosten hatte die kleine Gemeinde früher selbst aufzubringen, was größtenteils durch Stiftungen, Erbschaften und das Verpachten geerbten Landes geschah. 1849 vererbte die „Jungfrau Agnes Schurz“ der Ippendorfer Kapelle “all ihr Vermögen" im Werte von etwa 2000 Talern. Durch dieses Vermächtnis wurde die Gemeinde erstmals in die Lage versetzt, einen eigenen Priester anzustellen. Am 21. Oktober 1859 nahm Priester Peter Wilhelm Tenten seine Tätigkeit auf. Von nun an konnten täglich Messen gelesen werden. Schon bald zeigte sich jedoch, dass die einschiffige Kapelle zu klein war für die damals bereits etwa 560 Ippendorfer Einwohner. Anfang 1862 befasste sich erstmals der Gemeinderat mit Plänen zur Vergrößerung des Gotteshauses. Zur Verwirklichung dieser Pläne war man auf Spenden der recht armen Bevölkerung angewiesen, die fortan durch den Gesangverein sonntags von Haus zu Haus gesammelt wurden.
Unmittelbar nach Beendigung des Deutsch-Österreichischen-Krieges im Jahre 1866 wurde mit dem Kirchenausbau begonnen. Dieser erfolgte wegen der leeren Gemeindekasse mit einfachsten Mitteln, was sich später noch einmal rächen sollte. Statt gut gelagerter Eichenstämme wurden so z. B. im Kottenforst frisch geschlagene Kiefernstämme zum Bau verwandt. Das linke Seitenschiff wurde um einen Meter zur Hauptstraße hin vorgezogen und ein rechtes Seitenschiff zur heutigen Lückingstraße hin angebaut. Die Vorderfront der erweiterten Kapelle zierten zwei Spitzgiebel mit der Jahreszahl 1866 und das alte Prozessionskreuz aus dem Jahre 1685. Schmuckstück der Kapelle war ein schiefergedeckter Turm mit Glocke.
Trotz sparsamster Ausführung und vieler freiwilliger Arbeitsleistungen musste der Gemeinderat im Jahre 1867 bilanzieren, dass der Kostenvoranschlag um etliche Taler überstiegen worden war, so dass zusätzliches Holz aus den Gemeindewaldungen geschlagen und verkauft werden musste.
Schon bald hatte die sparsame Bauausführung erste Reparaturen zur Folge. Bereits 1897 wurde die Kapelle als baufällig bezeichnet. Das Dach drohte einzustürzen und die Feuchtigkeit war so groß, dass es kaum gelang, die Hostien trocken zu lagern.
1908 musste dann der Kapellenturm wegen Baufälligkeit abgetragen werden. Daraufhin beschloss der Gemeinderat mit 3 : 1 Stimmen, die alte Kapelle zum Abbruch zu verkaufen. Dieser Beschluss wurde 1910 wieder revidiert und die Kapelle an die Kirchengemeinde veräußert, die nach einer notdürftigen Renovierung diese zunächst als Jugendzentrum und Vereinshaus nutzte. 1922 wurden weitere Gelder für eine Renovierung der Kapelle bewilligt. Diese diente fortan den verschiedensten Zwecken. Hier fanden Gemeinderatssitzungen statt und im 2. Weltkrieg der Religionsunterricht. Im Jahre 1962 wurde in der Kapelle noch einmal der Gottesdienst gehalten, als die 1907 erbaute neue Ippendorfer Pfarrkirche renoviert wurde.
Bereits 1960 war die Kapelle auf Abbruch an einen Grundstücksnachbarn veräußert worden. Der Abbruch konnte jedoch durch die Unterschutzstellung der Kapelle durch die städtische Denkmalbehörde verhindert werden.
Die Kapelle wurde Anfang der 90ger Jahre in ein Wohnhaus ungebaut, ihre frühere Ausstattung befindet sich glücklicherweise noch im Bonner Raum. Das alte Taufbecken steht heute in der Dauerausstellung des Bonner Stadtmuseums; die Glocke hängt in der Ückesdorfer Hubertuskapelle. Das alte Prozessionskreuz wurde 1965 durch einen Lastwagen unwiederbringlich zerstört, eine Kopie an der Saalestraße neu aufgestellt.“