Erzbergerufer: Sturheit von OB und Koalition verschlägt Möglichkeiten

Dieter Schaper
Peter Kox

Drei-Sterne-Übernachtungen in Fünf-Sterne-Lage: So wird es in Zukunft auf dem Filet-Grundstück am Erzbergerufer aussehen. Die Koalition aus CDU, Grünen und FDP hat in der Ratssitzung am 30. März beschlossen, das Grundstück mit dem ehemaligen Studierendenwohnheim mit dem Ziel zu vermarkten, dort ein Drei-Sterne-Hotel errichten zu lassen. Die SPD-Fraktion im Rat der Stadt lehnte diese starre Festlegung der Nutzung ab und plädierte für einen offenen Architektenwettbewerb.

Dieter Schaper, wirtschaftspolitischer Sprecher der Fraktion, verwies darauf, dass es sich beim Erzbergerufer um einen der besten Standorte der Stadt handele: „Hier müssen wir die beste Lösung finden und keinen Schnellschuss fabrizieren. Wir wissen nicht, ob ein weiteres Hotel in Bonn gebraucht wird und auch nicht, ob dieses genau Drei-Sterne haben muss. Das letzte Hotelgutachten stammt aus dem Jahr 2009 und basierte auf der Annahme, dass das Festspielhaus gebaut wird. Aus der Bonner Hotelbranche ist zudem zu hören, dass es neben den bereits geplanten und im Bau befindlichen Häusern momentan keinen weiteren Bedarf gäbe. Die Drei-Sterne-Entscheidung der Koalition wird am Ende sehr wahrscheinlich den eigentümergeführten Hotels schaden.“

„In der Ratssitzung war selbst bei der CDU und der FDP die Überzeugung, das Richtige zu tun, nicht sehr groß“, berichtet Peter Kox, der Sozialausschussvorsitzende. „Der von uns vorgeschlagene Architektenwettbewerb hätte zeigen können, was an diesem herausragenden Ort möglich gewesen wäre. Als Ergebnis hätte am Ende ein Hotel, Wohnbebauung, öffentliche, kulturelle oder gastronomische Nutzung oder von allem etwas stehen können. Jetzt ist das Drei-Sterne-Hotel die Zukunft.“ Auch die Idee als Ausgleich für den ursprünglich angestrebten öffentlich geförderten Wohnungsbau am Rhein, den Standort Poliklinik fest einzuplanen, ist alles andere als in trockenen Tüchern. „Weder ist festgelegt worden, dass die Einnahmen aus dem Verkauf des Grundstücks am Erzbergerufer tatsächlich für den Kauf der Poliklinik genutzt werden, noch ist überhaupt klar, ob das Land als derzeitige Eigentümerin des Gebäudes überhaupt verkaufen wird. Das Stichwort Poliklinik ist seitens der Koalition also mehr Beruhigungspille für die Bürgerinnen und Bürger als eine verlässliche Alternative.“