Offener Brief: Bonner Freibäder sollen öffnen

Sehr geehrte Mitglieder der Fördervereine des Panoramabads Rüngsdorf, des Melbbades und des „Friesi“,

die Ankündigung des Oberbürgermeisters, die Bonner Freibadsaison angesichts der Corona-Krise nicht zu eröffnen, hat vielfach für Verstimmungen gesorgt, auch bei uns. Wir sind der Meinung, dass die Absage der Freibadsaison durch den Oberbürgermeister verfrüht war. Die Entwicklung in der Corona-Krise ist sehr dynamisch. Es kann sein, dass die Zahl der Infizierten wieder ansteigt und ein zweiter Lockdown erfolgen wird, es kann aber auch sein, dass die Zahl der Infizierten weiter sinkt. Entscheidungen müssen daher situationsbedingt auch kurzfristig getroffen werden und sollten nicht weit im Voraus in Stein gemeißelt werden.

Lissi von Bülow, die Oberbürgermeisterkandidatin der Bonner SPD, hat bereits darauf hingewiesen, dass die frühzeitige Verkündung für das Aus der Freibadsaison eine demoralisierende Wirkung auf die Bonnerinnen und Bonner habe. Wir sehen es äußerst kritisch, dass die Entscheidung des Oberbürgermeisters über die Nichtöffnung der Freibäder die Schwächsten unserer Gesellschaft am härtesten trifft. Einkommensstarke Familien können sich in einem Sommer, in dem man weder Freibäder aufsuchen und wahrscheinlich auch nicht verreisen darf, immerhin im eigenen Garten oder auf dem Balkon entspannen und für Kinder möglicherweise auch ein Planschbecken oder gar einen größeren Pool aufstellen. Einkommensschwächere Familien hingegen verfügen nicht über derartige Möglichkeiten und schon gar nicht über einen eigenen Garten. Auch in normalen Zeiten können es sich diese Familien nicht leisten, in den Sommerurlaub zu fahren. Die Öffnung der Freibäder ist damit auch eine Frage der Solidarität.

Hinzu kommt, dass Sport und Bewegung an der frischen Luft förderlich für die Gesundheit sind – gerade jetzt, um diese Krise physisch und psychisch zu meistern. In unsere Überlegungen spielt auch hinein, dass bereits in den vergangenen Wochen zu beobachten war, dass sich Menschen an Seen, Rhein und Sieg vermehrt aufgehalten, an den Ufern in der Sonne gelegen haben und teilweise sogar schwimmen waren. Dies ist aus zweierlei Gründen problematisch: Einerseits, da sich die Einhaltung von Sicherheitsabständen an offenen Gewässern deutlich schwieriger kontrollieren lässt. Andererseits, da das dortige Schwimmen, insbesondere im Rhein, lebensgefährlich ist. Wir müssen daher das Schwimmen in sicheren Gewässern bzw. unter Aufsicht einer Bademeisterin bzw. eines Bademeisters ermöglichen, damit wir nicht einen Anstieg an Ertrunkenen verzeichnen müssen. Denn nach wie vor unterschätzen viele Menschen die Gefahren, die von offenen Gewässern ausgehen.

Daher möchten wir Sie in Ihrer Forderung unterstützen und treten ebenfalls für eine Öffnung der Freibäder ein. Wir fordern, dass die Verwaltung in Zusammenarbeit mit den Freibad-Fördervereinen und der Politik entsprechende Konzepte entwickelt, welche die gängigen Abstands- und Hygieneregelungen berücksichtigen. In Ihrer gemeinsamen Pressemitteilung haben Sie bereits wichtige Punkte aufgeführt, die bei der Erstellung des Freibadkonzepts unbedingt beachtet werden sollten. Eine Option wären beispielsweise online buchbare Zeitkarten. So lassen sich lange Warteschlangen an den Eingängen vermeiden und der Zutritt kontrolliert steuern. Denkbar wären auch entsprechende Markierungen auf den Liegeflächen, sodass die Freibadgäste nicht wie „Sardinen in der Konservenbüchse“ eng beieinander liegen, sondern entsprechende Abstände eingehalten werden. Natürlich müssen auch im Schwimmbecken entsprechende Abstandsregeln befolgt werden und der Schutz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter muss ebenfalls gewährleistet sein.

Auch die Stadt Bonn ist gebunden an die Vorgaben von Bund und Land, aber wir halten es für realistisch, dass die Bäder unter strengen Sicherheits- und Hygieneauflagen öffnen können, zumal es der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen e.V. zufolge so ist, dass alle bislang vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnisse darauf hindeuten, dass das Coronavirus im Chlorwasser abgetötet wird. Die Gefahren, die eine Schließung der Freibäder nach sich ziehen würden, sind größer, als die Aufnahme des Bäderbetriebes unter Einhaltung strikter Auflagen. Andere Städte bzw. Bundesländer wie Niedersachsen, haben dies bereits erkannt. So ist geplant, dass die Freibäder dort noch im Mai eröffnet werden. Wir müssen daher entsprechende Vorbereitungen treffen, damit auch die Bonner Freibäder in diesem Sommer öffnen können.

Mit freundlichen Grüßen

 

Angelika Esch
Fraktionsvorsitzende und Vorsitzende im Ausschuss für Soziales, Migration, Gesundheit und Wohnen

 

Gabi Mayer
Sportpolitische Sprecherin