Auf Trümmern erbaut – neuer Bericht verdeutlicht millionenschweres Desaster um Beethovenhalle

Der Skandal um die Beethovenhalle nimmt immer weitere Ausmaße an. Das Rechnungsprüfungsamt hat nun auf den Antrag der SPD-Fraktion im Rat der Stadt Bonn hin einen Bericht vorgelegt, dessen Erstellung allein ein Jahr in Anspruch genommen hat. Die Ergebnisse machen fassungslos.

Die Sanierung der Beethovenhalle stellt die Verwaltung sowie den Projektsteuerer Drees & Sommer vor massive Probleme. „Die Frage ist, ob die neuen Erkenntnisse nur die Spitze des Eisbergs sind oder ob jetzt alle Probleme auf dem Tisch liegen. Die Fehlentscheidung über die Luxussanierung der Beethovenhalle geht auf das Konto der schwarz-grün-gelben Ratskoalition. Wir hatten damals gegen diese Luxussanierung gestimmt und uns für eine reine bestandserhaltende Instandsetzung eingesetzt – übrigens ebenso wie der Oberbürgermeister. Doch Herr Sridharan hatte offenbar seine Koalition nicht im Griff!“, stellt die Fraktionsvorsitzende Angelika Esch fest.

Dr. Stephan Eickschen

„Die reine bestandserhaltende Instandsetzung der Beethovenhalle hätte nicht zu den Problemen mit dem Baugrund geführt, die nun zutage treten. Denn es hätte schlichtweg keine Tieferlegungen gegeben. Dass das Gebäude auf dem Gelände bzw. den Trümmern der ehemaligen Frauenklinik erbaut wurde, ist allgemein bekannt. Es ist unglaublich, dass dem zuständigen Städtischen Gebäudemanagement (SGB) offenbar nicht alle Unterlagen aus dem Stadtarchiv vorlagen. Offensichtlich wurde aus Zeitdruck keine vollumfängliche Prüfung vorgenommen.“, empört sich Dr. Stephan Eickschen, Sprecher im Rechnungsprüfungsausschuss.

„Die Straffung des Zeitplanes, der von der Ratskoalition im Dezember 2013 durchgesetzt wurde, um die Halle rechtzeitig zum Beethoven-Jubiläum fertig zu haben, ging nach hinten los. Wir hatten damals davor gewarnt und in der Abstimmung als Einzige dagegen gestimmt, den Zeitdruck zu erhöhen. Wie kann man den Zeitplan enger schnüren, ohne den Projektverlauf vollständig durchgeplant zu haben? Zudem wurden weder die Personaldecke noch das Stundenkontingent erhöht. Dies hat schließlich zu einer Überforderung des zuständigen SGB geführt. Dem General-Anzeiger ist zu entnehmen, dass Zuständigkeiten nicht einvernehmlich geklärt und Abläufe nicht klar geregelt worden seien. Die Ratskoalition hat in den letzten Jahren starke Einsparungen am Personal vorgenommen. Die Rechnung dafür liegt jetzt auf dem Tisch. Wir haben Verständnis für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des SGB, die vor dem Hintergrund früherer Großprojekte keine Verantwortung übernehmen wollten. Wenn jetzt das SGB als alleiniger Schuldiger dargestellt wird, dann muss sich die Verwaltung die Frage gefallen lassen, warum der Chefsessel beim SGB jahrelang nicht besetzt war. Fakt ist, dass letztlich die Verantwortung für das millionenschwere Desaster auf den Schultern des Oberbürgermeisters liegt – der offensichtlich nicht Herr der Lage ist“, so Fraktionsvorsitzende Angelika Esch.