Auf der Straße wie in der Politik: Der Verkehr stand zu oft still

Die zurückliegende Wahlperiode stand für uns ganz im Zeichen der Verkehrswende für Bonn. Mit vielen kleinen und großen Maßnahmen wollten wir den Transport- und Bewegungsmöglichkeiten für die Bonnerinnen und Bonner zukunftsfähig machen und den sich ändernden klimatischen und gesellschaftlichen Bedingungen anpassen.

So haben wir uns für die Kappung des Cityrings bei gleichbleibend guter Erreichbarkeit der Bonner Innenstadt eingesetzt. Die Einrichtung des Linksabbiegers am Bertha-von-Suttner-Platz und des Kreisverkehrs am Alten Friedhof haben wir unterstützt. Diese Maßnahme hätte bei Kappung des Cityrings dazu beigetragen, dass der Hauptbahnhof weiterhin sehr gut und schnell erreichbar gewesen wäre. Vor dem Hauptbahnhof waren wir für eine Aufteilung des Straßenraums zwischen Stadtbahn, Bus, Taxi, Rad- und Fußverkehr. Dies hätte vor allem Bus und Bahn erheblich beschleunigt und die Sicherheit für Fußgänger*innen und Radfahrende erhöht. Die kurze Zeit der Kappung Anfang 2020 hat uns in dieser Einschätzung bestärkt. Leider haben CDU und FDP nur Autos im Kopf und den Cityring wieder in seiner alten, nur auf Autos ausgerichteten Form hergestellt.

Gabi Mayer Bild: ©s.h.schroeder

Die Beschleunigung und Taktverdichtung von Bus und Bahn war ein weiteres wichtiges Ziel unserer Politik. Mit Umweltspuren, die nur von Bussen, Taxis und Fahrrädern genutzt werden dürfen, und Ampelvorrangschaltungen könnten die teils erheblichen Zeitverluste, die vor allem im Berufsverkehr entstehen, vermieden werden. Vorangekommen ist das leider nicht.

Auch die Trennung der sogenannten „langlaufenden Querschnittslinien“ haben wir regelmäßig gefordert. Für die Linie 630 wird dies nun endlich erstmals umgesetzt. Bei den Taktverdichtungen haben wir uns unter anderem dafür eingesetzt, dass die Linie 16 zwischen Bonn und Wesseling häufiger bedient wird. Zuvor war bereits der Takt auf dem Abschnitt von Wesseling bis Köln erhöht worden. Daran wollten wir das südliche Teilstück anpassen.

Den Ausbau der Fahrradinfrastruktur in unserer Stadt haben wir entscheidend vorangetrieben. So haben wir etwa Fahrradabstellanlagen an den großen DB- und Stadtbahnhaltepunkten ebenso angeregt wie die den Ausbau und die Verbesserung des Radwegenetzes. Auch die vom ADFC erdachte Rad- und Fußgängerbrücke über den Rhein haben wir mit einem Antrag in die politische Diskussion gebracht. Inzwischen ist sie beschlossen und die Verwaltung arbeitet an der genauen Planung.

Mit all diesen und noch einigen Punkten mehr haben wir eine Idee des Verkehrs der Zukunft in Bonn entworfen, der alle Fortbewegungsmittel gleichberechtigt behandelt und den neuen gesellschafts- und klimapolitischen Anforderungen gerecht wird. Daher fordern wir, dass die Fahrpreise bei Bus und Bahn zukünftig nicht mehr steigen, sondern vielmehr reduziert werden sollen. Trotzdem müssen und wollen wir natürlich weiter in neue Fahrzeuge, dichtere Taktungen und ganze neue Strecken (Stichwort Westbahn, die wir uneingeschränkt befürworten) investieren und Bus und Bahn ausbauen. Das alles muss finanziert werden. Wir haben deswegen auch eine Umstellung auf ein steuerfinanziertes System gefordert. So kann die Finanzierung auf mehr Schultern verteilt und breiter aufgestellt werden. Noch konnten wir uns damit nicht durchsetzen, aber der Widerstand wird schwächer.

Insgesamt blicken wir verhalten auf die letzten sechs Jahre zurück. Oft waren wir der Motor für Entwicklungen, um dann zu erleben, wie die Ratsmehrheit erst unseren Antrag ablehnte, um dann einen fast wortgleichen als eigene Idee zu veröffentlichen. Oder eben gar nichts tat.

Der Verkehrsbereich zeigte mehr als andere Bereiche, dass eine Koalition aus CDU und Grünen sich gegenseitig lähmt. Die Verkehrswende Bonn ist in den vergangenen Jahren eher zu einem Stillstand Bonn, auf der Straße wie in der Politik, verkommen.