Dr. Helmut Redeker verabschiedet sich: Kommunalpolitik zwischen zwei Welten

Als ich 1989 in die Bezirksvertretung Bad Godesberg gewählt wurde, stand die Mauer noch und niemand erwartete, dass sie in wenigen Wochen fallen würde. Mit anderen Worten: Die Welt sah noch ganz anders aus. Bei unserer Verpflichtung war das schon anders, auch wenn die Mauer noch stand. Und danach ging es schnell: Es kam die Einheit und die Entscheidung für Berlin als Hauptstadt und Regierungssitz. Große Herausforderungen waren absehbar: Damals reagierte die SPD sehr schnell und legte wenige Tage nach der Entscheidung einen Plan vor, der die Grundlage für das spätere 5-Säulen-Modell war. An die grundlegenden Beratungen dazu im Fraktionssaal kann ich mich noch gut erinnern. Für Bad Godesberg gab es deswegen natürlich besonders große

Dr. Helmut Redeker

Herausforderungen. Vor allem freue ich mich, dass es uns damals gelungen ist, das Kinopolis nach Bad Godesberg zu holen. Ein wichtiger Treffpunkt (und ein Arbeitsplatz für Generationen Bad Godesberger Schüler). Das ging nur durch eine gemeinsame Unterstützung durch alle Bad Godesberger politischen Kräfte. Die Genehmigung erfolgte nach § 34 BauGB. Übrigens: Auch damals moserten viele Bad Godesberger gegen eine solchen Bau und die Nutzung. In der Folge wurde der Moltkeplatz umgestaltet; leider wurde der Siegerentwurf des Wettbewerbs nur mit vielen Änderungen umgesetzt. Auch die Stadtbahn wurde in den Tunnel gelegt. Gegen den Straßentunnel haben wir uns aus verkehrspolitischen Gründen gewehrt. Nach dem Bau haben wir aber auch versucht, die Möglichkeiten zu nutzen, die sich für die oberirdische Umgestaltung des Stadtbezirks boten. Leider scheiterte die Umgestaltung der Koblenzer Straße damals daran, dass sich die Godesberger*innen nicht darauf einigen konnten, was sie wollten (Buslinien oder nicht, wie viel Individualverkehr). Das bereitgestellte Geld floss nach Beuel – danach gab es viele Jahre Stillstand. Bis die Koblenzer Straße im letzten Jahrzehnt dann doch umgestaltet und jetzt auch der Bahnhofsvorplatz umgebaut wurde.

In diese Zeit fiel auch der Bau von Caesar – ein wichtiges Projekt für die ganze Stadt.

Lange Zeit ging es voran – auch wenn der Ausbau von Radwegen und Bus & Bahn seit 1999 immer weniger wurde. Seit 2009 – da wechselte ich in den Stadtrat – geschah immer weniger. Immerhin schaffte es Jürgen Nimptsch noch, das WCCB zu Ende zu bauen – schon das Festspielhaus scheiterte. Bebauungsplanverfahren dauerten immer länger. Nur sehr langsam wurde in der Wohnungspolitik umgesteuert – es wurden zu wenige Wohnungen gebaut, besonders öffentlich geförderte. Die Verkehrswende gab es nicht. Die Ratsmehrheit (erst schwarz/grün und dann schwarz/grün/gelb) konnte sich nur sehr langsam einigen. Aber auch die Bearbeitung durch die Verwaltung wurde langsamer. Und immer mehr Bürgerbeteiligung macht die Verfahren einerseits transparenter, aber leider auch langwieriger. Immerhin konnten wir es durch kontinuierliche Arbeit erreichen, dass auch die CDU die Notwendigkeit von Wohnungsbau einsah – in der letzten Ratssitzung gab es einen Beschluss, in der mit breiter Mehrheit (einschließlich CDU) Geschosswohnungsbau mit 50% Förderanteil in Buschdorf vorgesehen ist – und dabei die Stadtentwicklungsgesellschaft beteiligt ist. Dafür haben wir lange gekämpft – und insoweit ein erfreulicher Abschluss meiner Ratstätigkeit.