Mindestens 66 Deutsche dürfen zurzeit die Türkei nicht verlassen. Dazu gehört auch Yüksel Weßling, die 27 Jahre bis Ende 2019 bei der Landeshauptstadt Hannover gearbeitet hat und danach mit ihrem Mann in Bonn ihren Ruhestand genießen wollte.
Yüksel Weßling war im August 2019 wie jedes Jahr zuvor in die Türkei gereist. Dieses Mal lag ihr Bruder im Sterben. Bei der Ausreise am 14. Oktober 2019 wurde sie in Istanbul festgenommen. Ihr Name stand auf einer Liste mit weiteren 500 Personen. Nach 4 Tagen wurde sie freigelassen mit der Auflage, die Türkei nicht zu verlassen. Sie ist jetzt bei ihrer Schwester in Tunceli im Osten der Türkei.
Ihr wird in der Anklageschrift unter anderem vorgeworfen, Mitglied einer terroristischen Vereinigung zu sein. Es werden keine konkreten Vergehen gegen sie vorgebracht.
Die 64-jährige Yüksel Weßling war in der hannoverschen Stadtverwaltung für die Integration von Migrantinnen und Migranten tätig, hatte beruflich viele Kontakte zu Migrantenorganisationen, darunter auch zu einem deutsch- kurdischen Verein. In ihrer Freizeit hat sie sich für Menschrechte engagiert, war im Freundeskreis Hannover-Diyarbakir und hat an Veranstaltungen gegen das Unrecht, gegen die Freiheits- und Menschenrechtsverletzungen in der Türkei teilgenommen. Die Integrationsarbeit und Präsenz in der in Deutschland ansässigen kurdischen Vereinskultur wird ad absurdum geführt, wenn dadurch automatisch die Gefahr besteht, in das Fadenkreuz der türkischen Staatsregierung zu gelangen!
Der Rat hat gestern die sofortige Freilassung der aus politischen Gründen Inhaftierten Bonnerin Yüksel Weßling und die sofortige Aufhebung der Ausreisesperren für die deutschen Staatsbürger in einer Resolution gefordert. Wir erwarten von der Bundesregierung, eine massive Intervention gegenüber der türkischen Regierung und dem türkischen Staatspräsidenten Erdogan.