Bonn geht es gut. Eigentlich.

Aus dem Journal Stadtgespräch Ausgabe 3

Die Anzahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten ist auf fast gleichbleibend hohem Niveau. Gleichzeitig ist die Zahl derer, deren Einkommen so niedrig ist, dass sie aufstocken müssen, auch gesunken. „Ausruhen dürfen wir uns darauf aber
nicht“, mahnt Bernd Weede, SPD-Fraktionssprecher für Wirtschaft und Arbeit. Denn der Bonner Jahreswirtschaftsbericht
macht auf ein großes Problem aufmerksam: Der Anteil der Langzeitarbeitslosen steigt.

Bonn ist Sitz zweier DAX-Unternehmen, der UNO, zahlreicher Nichtregierungsorganisationen und zweiter Regierungssitz. „31 Jahre nach dem Hauptstadtbeschluss ist Bonn ein Schwergewicht unter den deutschen Städten und Wachstumsmotor der Region. Aber der hochqualifizierte, vom Dienstleistungssektor geprägte Bonner Arbeitsmarkt hat auch seine Schattenseiten“, so Weede. Wer keine oder nur eine niedrige Qualifikation hat, findet kaum einen Job.

Bernd Weede Bild: ©s.h.schroeder

„Besonders problematisch ist, dass Menschen, die eine geringe Qualifizierung haben, nahezu chancenlos auf dem Bonner Arbeitsmarkt sind. Das wird dadurch sichtbar, dass 85 Prozent derjenigen, die Transferleistungen beziehen, keine abgeschlossene Berufsausbildung haben. Hier müssen wir ansetzen und das schlummernde Potenzial heben. Kinder müssen zum Lernen motiviert werden – Bildung ist und bleibt der Schlüssel zum Erfolg. Gerade Kinder aus Familien mit geringem Einkommen haben es schwer. Um dieser Ungerechtigkeit etwas entgegenzubringen haben wir zum Beispiel durchgesetzt, dass an Bonner Grund- und Förderschulen
das Schulfrühstück fortgesetzt wird. Mit leerem Magen lernt es sich schließlich schlecht. Und solange im vierten Grundschuljahr über den späteren Schulabschluss entschieden wird, ist die Grundschulzeit entscheidend für Beruf und sozialen Status eines jeden“, ist Bernd Weede überzeugt. „Gedanken gemacht haben wir uns auch über den Weg zur Schule bzw. zum Berufskolleg. Deshalb gibt es nach den Sommerferien das Schülerticket für 19 EUR monatlich. Dann sind
alle Schülerinnen und Schüler preiswert und nachhaltig in der Stadt unterwegs. Das gilt auch für das Sozialticket für Inhaberinnen und Inhaber des Bonn-Ausweises, das wir ebenfalls auf 19 EUR im Monat senken. Damit kostet es fast die Hälfte weniger – dies ist nicht nur in Zeiten allgemeiner Preissteigerungen eine Entlastung für den Geldbeutel, sondern auch ein
wichtiger Schritt hin zu sozialer Gerechtigkeit und Teilhabe!“, ist sich Bernd Weede sicher.

Auch Bonner Handwerk und Gewerbe stehen vor großen Problemen. Einbußen, steigende Preise, Rohstoffmangel, gestörte Lieferketten durch Ukraine-Krieg und Corona-Pandemie gesellen sich neben das seit Jahren bestehende Problem der Gewinnung von Personal, insbesondere von Auszubildenden. „Es bahnt sich ein Fachkräftemangel an, der zu Standortverlagerungen führen kann. Wir müssen Handwerk und Schule zusammenbringen, zum Beispiel durch gezielte Informationsveranstaltungen. Auch für die duale Ausbildung muss stärker geworben werden. Bonn braucht Handwerk und Gewerbe. Gemeinsam sorgen sie für wichtige Arbeitsplätze und städtische Einnahmen. Wir versuchen die lokale Wirtschaft nach Kräften zu unterstützen, zuletzt zum Beispiel durch unser Photovoltaik-Förderprogramm. Dadurch erhoffen wir uns eine verstärkte Nachfrage nach Handwerksbetrieben, die Solaranlagen installieren. Gleichzeitig sorgen wir so für eine unabhängige und klimafreundliche Energieversorgung“, erklärt der Sprecher für Wirtschaft und Arbeit.

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