Wie ist der aktuelle Stand beim Thema Oper/Kammerspiele?
Die Diskussion um die Instandsetzung von Oper, Werkstattbühne und Kammerspielen oder einen Neubau eines Mehrspartenhauses und eine attraktive Nachnutzung der Kammerspiele ist deshalb so komplex und wird so leidenschaftlich geführt, weil sie das Erscheinungsbild der Kulturstadt Bonn, den Tourismus, die Bedürfnisse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, das Selbstverständnis des Stadtbezirks Bad Godesberg und, seit die CDU auch den Standort Stadthalle erwähnte, noch weitere bestehende Gebäude betrifft oder streift.
Herausragende Beispiele aus anderen Städten machen die Entscheidung nicht leichter. Zeigen sie doch auf der einen Seite, dass nicht nur die Nutzung, sondern auch die Hülle, sprich eine gute Architektur, einer Kultureinrichtung eine ganze Stadt mitreißen und ein Tourismusmagnet sein kann. Auch wenn man Hamburg nicht mit Bonn vergleichen kann; die Elbphilharmonie lockt täglich tausende Besucherinnen und Besucher an, die nicht zu Vorstellungen in das Haus gehen, sondern draußen Fotos schießen. Auf der anderen Seite zeigt Hamburg auch, was aus einem Bauzeitenplan werden kann über die Jahre, und Köln sowie die Beethovenhalle, dass Kostenpläne bei Großprojekten oft Schall und Rauch sind.
Auch das Nutzungskonzept und der Standort spielen eine große Rolle. Ein Mehrspartenhaus für Oper und Theater wird täglich genutzt. Da ist täglich was los. Wenn es einladend, offen und interessant aussieht, zieht es die Menschen an. Dazu könnte auch eine ansprechende Gastronomie im Haus mit einem angenehmen Ambiente Besucher anlocken, aber auch in der Nachbarschaft braucht es gastronomische Angebote. Wäre der Standort weiterhin am Rhein, muss dieser auch einbezogen werden. Hätte ein Neubau am Rhein auf dem Dach eine Gastronomie, würde diese die Menschen anziehen.
Die Notwendigkeit von Investitionen in Sicherheit und Technik der beiden Häuser ist seit sehr vielen Jahren bekannt. Unter dem Druck der Bonner Schuldenlast wurden notwendige Investitionen allerdings immer wieder zurückgestellt. Das Ergebnis ist heute allen bekannt: Mindestens 110 Millionen Euro müssen für eine Instandsetzung der beiden Häuser, im Bestand, eingeplant werden. Dabei sind Überraschungen (siehe Beethovenhalle) noch nicht einkalkuliert und können zu einem deutlichen Anstieg der Kosten führen.
Sanieren im Bestand bedeutet auch, es wird keine deutlich spürbaren Verbesserungen bei den Gebäuden geben und während der Bauzeit müssen unter Umständen Ersatzspielstätten gefunden werden, die zusätzliche Kosten bedeuten und Einschränkungen in deren ursprünglichen Nutzung.
Wie Sie sehen, die Aspekte, die beachtet werden wollen, sind zahlreich. Bis eine Entscheidung fallen kann, muss jede Variante gründlich geprüft und durchgerechnet werden, damit der Stadtrat eine verantwortungsvolle Entscheidung fällen kann. Das wird nicht vor Sommer 2018 sein. Wir verbitten uns jegliche Denkverbote, denken und prüfen gemeinsam mit allen Akteurinnen und Akteuren aus der Stadtgesellschaft in alle Richtungen.
Was geschieht sofort?
Der Rat hat am 09. November 2017 im Grundsatz folgenden Beschluss gefasst:
- Alle sicherheitsrelevanten Mängel in den Bestandsgebäuden (Oper und Kammerspiele) werden umgehend behoben. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass bei einer Neubauentscheidung nur noch begrenzte Nutzungszeiten anstehen.
- Maßnahmen und Kosten an der Halle Beuel werden unter der Berücksichtigung einer Quartiersentwicklung an diesem Standort später durchgeführt. Auch hier werden alle notwendigen Instandsetzungsmaßnahmen (z. B. Brandschutz) nach und nach umgesetzt.
- Weitergehende Maßnahmen werden so lange zurückgestellt, bis eine Grundsatzentscheidung des Rates gefasst wurde.
Bis dahin soll die Verwaltung neben einer Sanierung im Bestand nachfolgende Optionen prüfen und dem Rat zur Entscheidung vorlegen:
- Sanierung beider Häuser unter Aufrechthaltung des Spielbetriebes
- Sanierung beider Häuser unter Schließung von Gebäuden während der Sanierung
- Prüfung eines Neubaus der Oper am bisherigen Standort und Beibehaltung der Kammerspiele
- Prüfung eines Neubaus (Mehrspartenhaus) am Standort der Stadthalle Bad Godesberg
Was passiert bzw. könnte mit den Bestandsgebäuden passieren?
Die Stadthalle Bad Godesberg ist stark sanierungsbedürftig und steht unter Denkmalschutz. Trotzdem könnte man sie abreißen und an der Stelle ein Mehrspartenhaus bauen. Dagegen sprechen eine gute Auslastung der Stadthalle und die nicht zentrale Lage des Grundstücks innerhalb der Stadt.
Die Kammerspiele sind stark sanierungsbedürftig, stehen unter Denkmalschutz und wirken zum Theaterplatz hin wenig einladend. Eine Öffnung des Gebäudes zu Innenstadt ist nicht möglich. Eine kulturelle Nachnutzung bei einer möglichen Aufgabe müsste gefunden werden. Das Problem ist lösbar. Wenn es nicht mehr als Theater genutzt würde, entfallen hohe Investitionen in die Theatertechnik.
Die Oper ist stark sanierungsbedürftig und steht (noch) nicht unter Denkmalschutz. Bei einem Theater-Neubau an anderer Stelle bietet sich das Grundstück für eine Anbindung der Innenstadt an den Rhein an. Gastronomie, ein hochwertiges Hotel in Toplage und ähnliches wären denkbar.
An der Halle Beuel wird es sicher auch in Zukunft eine Nutzung durch das Bonner Theater geben. Der Umfang ist allerdings von den Entscheidungen in den v. g. Punkten abhängig. Mit dem Pantheon wurde ein attraktiver Nutzer in das Quartier geholt, der auch als Initiator für eine positive Quartiersentwicklung in diesem Bereich wirken kann. In diese Richtung sollte man hier weitergehen. Wohnen, Kultur, Gastronomie und auch dazu passendes Gewerbe bilden den Grundstein für dieses neue Quartier in Beuel.